Login

Anoum



Anoum - das macht bald schon zwei Monate. Und mein schlechtes Gewissen treibt mich grad hoch endlich mal einen Bericht aus unserem neuen Dörfchen anzufangen.
Und Dörfchen kann man es in der Tat nennen. Anoum zählt vielleicht grad mal um die 10-12 Häuser. Eine große Straße geht mittendurch, die einmal südlich in die nächstgrößere Stadt Kpalime führt und auf anderen Seite weiter in den Norden. Idyllisch gelegen an einem Berg kann man Anoum auf jeden Fall sehr schnell lieb gewinnen. Besonders auch, da die Landschaft hier noch einmal ganz anders ist. Sehr viel üppiger und voller, alles wuchert noch viel mehr und ist vielleicht auch nochmal ein Stück grüner, fast dschungelähnlich. Auffallend sind natürlich die Berge, die man gute sechs Monate nicht zu Gesicht bekommen hat. Und da ich "hoch" oben auf einem Berg aufgewachsen bin, hab ich mich hier gleich ein bisschen heimisch gefühlt.
Hochgeklettert auf einen Berg sind wir mittlerweile natürlich auch schon einige Male. Das dürft ihr euch jetzt nicht so wie manches Mal in Europa vorstellen, mit abgesicherten Wanderwegen, Armstützen rechts und links oder gar einem automatischen Hoch-zieh- lift oder was man in der Zwischenzeit schon alles da oben im Norden erfunden hat. Bin ich grad bestimmt nicht auf dem neusten Stand. Aber zumindest ging es hier ab durchs Gestrüpp. Oben angekommen hat man das Gefühl doch was geschafft zu haben und wird gleich mit einer ganz netten Aussicht belohnt.



Oder aber es erwartet einen ein Wasserfall.


Ich glaub das hört sich jetzt unheimlich sportlich an was wir hier so treiben, aber man muss wohl dazu sagen, dass unser Anoum-Berg jetzt nicht wahnsinnig hoch ist (man schafft es in einer halben Stunde dort rauf) und bei den anderen Bergen haben wir auch vorher ein Taxi genommen, sodass die Wanderstrecke am Ende nie zwei/ zweieinhalb Stunden überstieg.
Den Mt Agou (höchster Berg Togos) gilt es ganz bald noch zu bezwingen.
Doch hier in Anoum ist es immer so eine Sache mit den Unternehmungen, zumindest mit den vorher durchgeplanten. Denn bei vier bzw. fünf Leuten kann es dann schnell zu dem ein oder anderem Krankheitsausfall kommen.
Hat man es auch gute acht Monate ohne Malaria ausgehalten, hat es einen dann doch spätestens hier eingeholt. In Anoum, so haben wir das Gefühl, sind die Mücken besonders aggressiv oder tragen häufig, zumindest häufiger als in Vogan, den Virus, der später die Malaria auslöst. Bis jetzt hat es jeden meiner Mitfreiwilligen einmal erwischt. Und das ist in einer kurzen Zeit von zwei Monaten doch schon eine ganz ordentliche Quote.
Man erzählt sich ja viel über diese Krankheit, doch so richtig verstehen kann man sie glaube ich erst, wenn man es wirklich erlebt.
Und ich hatte jetzt leider auch schon zum zweiten Mal das große Vergnügen mit den netten Parasiten im Blut. Ein Monat Erholungspause ist dann doch erschreckend wenig gewesen... Spritzen zumindest können mir ab jetzt nicht mehr so schnell Angst einjagen. All das andere ist zwar auch nicht gerade schön und mit Abstand das krasseste an einer Krankheit, die ich bisher erlebt habe, aber auch das geht vorüber.
Und außerdem ist man dafür ja in Afrika und genießt alles andere. Und genießen kann man hier so einiges. :)
Viele lustige Geschichtchen haben sich wieder einmal angesammelt... Es ist erschreckend aber schon heut soll unser letzter Tag im Kindergarten angebrochen sein, wofür wir für unsere beschauliche Anzahl von 15 Kindern ein kleines Fest vorbereitet haben. Die Arbeit hier im Kindergarten hat sich, bis auf die Anzahl der Kinder, im Vergleich zum Kindergarten in Djéko nicht sonderlich verändert. Dadurch, dass wir zu fünft mit 15 Kindern nicht unbedingt maßlos von Arbeit überfordert werden, haben wir hier sogar noch mehr Zeit für uns. Die wir aber oft sinnvoll nutzen...
Zum Beispiel mit unserer Kokosnussschalenproduktion, die wir mittlerweile schon auf -schmuck, -eierbecher und Ähnlichem erweitert haben.
Abgesehen von den Krankheiten die einen ab und an einholen, fühl ich mich hier sehr wohl. Und auch, wenn man meinen möge, die da unten in Togo leben doch sicherlich hinter dem Mond und kriegen nichts mit vom Weltgeschehen, so ist dem definitiv nicht so. Bis jetzt haben wir jedes Deutschlandspiel und einige andere angeschaut. Da hier alle fußballbegeistert sind werden die Spiele bei jedem, der über Strom, einem Fernseher und dem richtigen Programm verfügt, mit für alle anderen ausgestrahlt. Und so laufen wir öfters ins Nachbarsdorf Tsavié, um dort Fußball zu gucken.

Bis zum nächsten Mal,

eure Maren


- MarenW 2014-08-01

Kommentare



Neuer Kommentar
Nur noch ein paar Stunden ,dann landest Du in Frankfurt .
Wir freuen uns sehr auf Dich !
Silvia


- Sander-Carle
2014-08-13 10:33:01